Eine große Maschinerie sollte gut gepflegt und regelmäßig gewartet werden, will man noch lange Freude an ihr haben. Und so werden auch beim Social Media Giganten Facebook täglich Updates und Optimierungen vorgenommen. Während wir die meisten dieser Updates gar nicht mitbekommen und diese für uns ohnehin nicht relevant sind, hat es dieses Update – die sog. Transparenz-Offensive Facebooks – in sich.
Deshalb werfen wir einen Blick darauf weshalb diese Transparenz-Offensive von Facebook überhaupt umgesetzt wurde, wie Unternehmen von dieser Änderung profitieren könnten – und worauf es zu achten gilt – und treffen einige Prognosen hinsichtlich der Veränderung, die durch dieses Update entstehen könnten.
Facebook uns seine Transparenz-Offensive – worum geht es genau?
Facebooks möchte mit seiner Transparenz-Offensive vor allem eines: den Usern der Plattform Sicherheit geben! Dies hat das Team rund um Sheryl Sandberg bereits in der Q&A zum Thema Transparenz-Offensive deutlich gemacht.
Facebook hat in der Vergangenheit mehrfach betont, dass die Nutzer der Plattform der absolute Mittelpunkt sind und dies auch in Zukunft, trotz der steigenden Zunahme von Unternehmen auf der Plattform, bleiben werden.
Und so können die Nutzer der Plattform in Zukunft genau nachvollziehen, woher jede Ad, die auf der Plattform ausgestrahlt wird, stammt und wer hinter der jeweiligen Werbenachricht steckt. Wahnsinn!
Beim Besuch jeder Unternehmensseite bzw. Fanpage, hat man als User fortan die Möglichkeit auf der linken Seite, über den Button „Seiteninfos & Werbung“ mit einem Klick einen Überblick über die vom jeweiligen Unternehmen gefahrenen Werbeanzeigen zu bekommen.
Scrollt man in diesem Beispiel jetzt weiter nach unten sieht man sofort, welche Ads adidas zurzeit fährt.
Mit diesem Feature reagiert Facebook auf die äußerst pikante #fakenews Affäre, welche während und vor allem nach den US-Wahlen immer wieder aufbrodelte. Mittlerweile sehen es Experten als bestätigt an, dass während der US-Wahlkämpfe gezielt politische Ads von Russland aus gefahren wurden, mit deren Hilfe versucht wurde, die Wahlergebnisse, über die aktive Beeinflussung der Bevölkerung, zu beeinflussen.
Und: in Zukunft werden Ads mit politischen Inhalten von Facebook selbst gekennzeichnet, sodass die User sofort sehen, wenn es in der jeweiligen Ad um politische Inhalte geht. Außerdem werden politische Ads von Facebook zukünftig archiviert und können bis zu 7 Jahre nach ihrer Erstausstrahlung begutachtet werden. So sollen Zusammenhänge zwischen manipulierten Wahlergebnissen auch weit nach der Wahl hergestellt werden können. Ob die Manipulation von Wahlen über diesen Weg als Ganzes gestoppt werden kann, sei mal dahingestellt.
Welchen Einfluss hat neue ‚Transparenz-Feature‘ auf Unternehmen und ihre Social Media Marketing Aktivitäten?
Viel wichtiger für Unternehmen, Startups und Marketer ist ohnehin, wie man selbst – bzw. die eigenen Kunden – von diesen Änderungen profitieren kann.
Der erste Weg, wie man sich die Transparenz-Offensive zunutze machen kann, ist dabei offensichtlich: das Update gibt uns die Möglichkeit, völlig legal, einen genaueren Blick auf die Social Media Marketing Aktivitäten der Konkurrenz bzw. deren Redaktionsplan zu werfen.
Ganz klar: Stand jetzt können wir lediglich die Ads mit ihren jeweiligen Texten, allerdings nicht die Interaktionszahlen oder andere Performance-bezogene Details sehen.
Trotzdem können wir uns ein Beispiel an den jeweiligen Branchenbesten nehmen und uns von ihren Ads inspirieren lassen – und diese ggf. sogar 1 zu 1 so übernehmen. Gerade, wenn es einem an kreativen Content Ideen mangelt, ein durchaus wahrscheinliches Szenario.
Ein weiterer Vorteil: das neue Feature erleichtert den Akquise Prozess, bspw. für Marketing Agenturen, die ihre Services am Markt platzieren möchten. Dadurch, dass die Unternehmen auf Facebook fortan ‚gläserner‘ sind, kann man innerhalb von wenigen Stunden eine recht ausführliche Analyse über eine Branche bzw. einen Sektor erstellen und dem zukünftigen Kunden so schnell aufzeigen wieso Bedarf hinsichtlich des Themas ‚Facebook Ads‘ besteht und ihm mit einer gründlichen Vorbereitung darlegen, wieso die eigene Agentur die richtige ist, um die Lücke zwischen dem eigenen Unternehmen und der Konkurrenz zu schließen.
Einfacher, als das verhasste Cold-Calling, ist diese Variante allemal!
Prognosen im Zusammenhang mit Facebooks Transparenz-Offensive
Eins steht jetzt schon fest: die Dynamik im Bereich Facebook-Ads wird in den nächsten Monaten rasant zunehmen! Gerade zwischen großen Konkurrenten, die bisher im stillen Kämmerlein versuchten der Hauptkonkurrenz einen Schritt voraus zu sein, wird durch das neue Facebook-Feature sicherlich eine bisher nicht vorhandene Dynamik entstehen.
Vorstellbar sind außerdem folgende Szenarien:
Durch das Bezahlen wird der Zugriff auf diese Infos mittel- bis langfristig begrenzt
Facebook ist zwar die Plattform, auf der Familien und Freunde miteinander kommunizieren. Trotzdem erwirtschaftet das Unternehmen seine gigantischen Gewinne durch die auf der Plattform agierenden Unternehmen.
Für Unternehmen ist die Plattform deshalb so lukrativ, weil auf Facebook in der Regel die eigenen Zielgruppen aktiv sind. Gerade größere Unternehmen versuchen eben jene über ein Ad-Budget von mehreren (zehn)tausend Euro im Monat zu erreichen und von den eigenen Produkten zu überzeugen.
Was hierbei sicherlich hinderlich ist: kleine Unternehmen und Copycats, die bereit sind die eigenen Ads zu kopieren und die gleiche Zielgruppe zu durchdringen.
Prognose: es wird für Unternehmen zukünftig in irgendeiner Form möglich sein, den Einblick in die Unternehmenseigene „Seiteninfo & Werbung“ Kategorie gegen das Zahlen einer Summe X zu begrenzen – und so den Vorsprung im Bereich Facebook-Ads vor der Konkurrenz zu wahren. Für Facebook selbst wird dies gleichzeitig eine neue Möglichkeit, die eigene Plattform zu monetarisieren.
Unternehmen werden die Zahl ihrer gefahrenen Ads drastisch erhöhen
Vor allem solange nur die Ads, nicht aber die Interaktionszahlen und Co., durch Seitenbesucher einsehbar sind, werden Unternehmen eine Vielzahl von Ads schalten – viele davon mit absolut minimalem Budget – um die Konkurrenz weiterhin im Dunkeln darüber zu halten, welche der eigenen Ads tatsächlich „performen“. So wird man bei der Konkurrenz irgendwann mehrere hundert Ads sehen, die sich in Form und Ansprache zwar ähneln, von der Leistung her aber drastisch unterscheiden. Die „goldene Gans“ eines Konkurrenten zu kopieren, wird also weiterhin zum Ratespiel und kann nur mit vielen „Ad-Euros“ wirklich validiert werden.
Prognose: vor allem größere Unternehmen, mit großen Social Media Marketing Teams, werden diese Vorgehensweise maximal ausreizen und die Konkurrenz somit weiterhin im Dunkeln über ihre besten Ads halten. Unternehmen werden dann zur Erkenntnis kommen, dass es ohnehin besser ist, sich auf die eigenen Ads zu konzentrieren bzw. deren Ausrichtung nicht (zu stark) an den größten Konkurrenten auszurichten,
Neue Dienstleister werden sich am Markt etablieren
Dort wo Änderungen warten, lauern in der Regel auch Chancen. Gerade dann, wenn ein Feature noch brandneu ist und die meisten nicht genau wissen, WAS man mit diesem Feature eigentlich erreichen kann, spriesen Experten, die einem GENAU DAS verraten, aus dem Boden.
Prognose: es wird sich – zumindest temporär – eine völlig neue Sparte an Dienstleistern bilden, die nichts anderes macht, als einzelne Branchen hinsichtlich ihrer Facebook-Ads zu analysieren. Diese Ergebnisse werden dann natürlich an freudige Abnehmer verkauft.
Diese Prognose ist dabei keineswegs negativ. Schließlich spart man sich als Unternehmen auf diese Art und Weise viel Zeit und bekommt im Bestfall wertvolle Aussagen zur eigenen Konkurrenz.
Die Bindung zwischen Marketing-Dienstleistern und ihren Kunden wird gestärkt
Gerade in der Marketing-Branche herrscht ein harter Kampf. Nicht nur, dass in der Regel ein Überangebot an Agenturen herrscht. Im Normalfall machen konkurrierende Agenturen vor allem eines: die eigene Arbeit kritisieren und potentiellen Kunden aufzeigen, wie man es (vermeintlich) besser machen kann. Nicht selten verlieren Agenturen bereits bestehende Kunden an andere Agenturen.
Gerade mit der Transparenz-Offensive von Facebook, sollten Akquisetätigkeiten dieser Art stark zunehmen.
„Wir haben gesehen ihre Agentur macht Ads auf diese Art…dies ist nicht sehr gut und wir können das viel, viel besser!“
Grund genug, um seine Aktivitäten noch enger mit den eigenen Kunden abzustimmen und die Beziehungen zu eben jenen zu stärken.
Prognose: Dienstleister, die sich dieser Gefahr bewusst sind, werden die Beziehung zu den eigenen Kunden verstärken und sie intensiver in den kreativen Prozess rund um Facebook Ads bzw. Facebook Marketing miteinbeziehen.
Das Kalkül dahinter ist logisch: sobald der eigene Kunde, zumindest teilweise, in die Gestaltung der eigenen Facebook-Ads miteinbezogen wurde, desto eher wird er auf einen oben beschriebenen Akquiseversuch der Konkurrenz nicht eingehen. Schließlich ist er zum Teil ja selbst für die Ausgestaltung der Ads verantwortlich. Ein sofortiger Wechsel würde aber die Qualität der jeweiligen Ads in jedem Fall untergraben.